Die St. Marien-Kirche in Flemendorf ist eine der schönsten und am besten zugänglichen Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern. Nur wenige Minuten von unserem Tiny House in Groß Kordshagen entfernt, beeindruckt sie mit ihrer Backsteingotik, einem prachtvollen spätgotischen Altarbild und einem einzigartigen schwebenden Taufengel. Besonders bemerkenswert: Diese Dorfkirche ist nahezu jeden Tag geöffnet – eine Seltenheit in der Region – und lädt Besucher zu Besichtigung, Andacht oder einfach einem stillen Moment ein. In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf einen Rundgang durch die Kirche und zeige dir ihre schönsten und ungewöhnlichsten Details.
Was mich persönlich an der Kirche am meisten beeindruckt, sind der schwebende barocke Taufengel im Altarraum und der Blick zur Rückseite mit den hohen gotischen Fenstern – zwei Elemente, die auf ganz unterschiedliche Weise die Besonderheit dieses Bauwerks unterstreichen.
Außenansicht der Dorfkirche
Errichtet um 1380 auf einem massiven Feldsteinsockel, präsentiert sich die St. Marien-Kirche als typisches Beispiel der Backsteingotik Pommerns. Besonders markant ist der weit gefächerte 7/12-Chorabschluss, der der südöstlichen Fassade Höhe und rhythmische Eleganz verleiht.

Der Turm, mit seinem steinernen Untergeschoss aus dem 15. Jahrhundert und einem schlichten, verbretterten Aufbau, stammt aus dem 19. Jahrhundert und ersetzt eine ehemals geplante, höhere Konstruktion.

Taufengel im Innenraum
Im Inneren zieht ein besonderer Schatz die Blicke auf sich – der schwebende barocke Taufengel aus dem 18. Jahrhundert, stilecht über dem Taufbecken angebracht. Der Engel wurde 2008 rekonstruiert, nachdem in einer Spendenaktion rund 11.000 Euro gesammelt wurden.

Diese Art der Ausstattung war im protestantischen Pommern des 18. Jahrhunderts üblich: Taufengel symbolisieren, dass die Taufe von Gott komme – vom Himmel herabgelassen.
Altar mit spätgotischem Sippenbild

Der barocke Altaraufsatz birgt im Zentrum ein eindrucksvolles spätgotisches Sippenbild (um 1515), das die heilige Anna selbdritt zeigt – mit Maria und dem Jesuskind –, umgeben von den Familienangehörigen und Stiftern der Heinlein-Familie. Das Bild, ursprünglich im Umkreis von Albrecht Dürer entstanden, wurde 1935 in den Altar integriert und 2010 als erhaltungswürdig eingestuft.
Innenraum, Empore, Kanzel und Rückseitenblicke


Die Kanzel, Empore und das Gestühl stammen aus dem Jahr 1853 – eine gestalterische Einheit, deren ursprünglich neugotischer Zierrat jedoch 1935 entfernt oder überdeckt wurde. Ergänzt wird das Ensemble durch spätgotische Wandmalereien (z. B. Christophorus, Kreuztragung), das Sakramentshaus, ein Kruzifix, ein Madonnenrelief sowie eine Heiligenfigur. Die Deckenbalken zeugen von Umbauten im 17./18. Jahrhundert; ursprünglich war ein Gewölbe geplant, welches jedoch nur in der Nord-Sakristei umgesetzt wurde.
Bild 5: Blick zurück zur Kirche
Die Rückseite betont den ursprünglichen mittelalterlichen Charakter: große Chorfenster, schlanke Strebepfeiler und ein hohes Dach prägen das äußere Bild. Das ziegelgedeckte Dach öffnet den Blick auf die Bauweise der Backsteingotik.
Historischer Überblick & Besonderheiten
Aspekt | Detail |
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Baugeschichte | Um 1380 errichtet, als klare Vertreterin der Backsteingotik in Pommern auf Feldsteinsockel |
Innenausstattung | Kombination aus spätgotischen Wandmalereien, barockem Taufengel und zeitgenössischer Kanzel/Empore (1853) |
Altarbild | Sippenbild (um 1515), Anna selbdritt mit Heinlein-Familie – wertvolle Renaissancearbeit |
Orgel | Einmanualige Kegelladen-Orgel von Barnim Grüneberg aus 1858, zweitälteste in Vorpommern, restauriert 2003 |
Pfarrliche Zugehörigkeit | Gehört zum Kirchenkreis Stralsund der Pommerschen Evangelischen Kirche |
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